Knarrende Dielen - Was tun?

Dielenböden, wie wir sie heute kennen, wurden bereits im frühen Mittelalter verbaut. Damals vorwiegend in herrschaftlichen Schlössern, Burgen und Kirchen. Wer jemals die Gelegenheit hatte, solch ein historisches Gebäude zu besichtigen, wird vom Charme, den die Dielen den Räumen verleihen, nicht unbeeindruckt geblieben sein. Je älter das Gemäuer, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Dielen unsere Phantasie knarrend dazu einladen, Zeuge verborgener Geschehnisse zu werden oder uns knarzend einen Schauer einjagen, von dem Edgar Allen Poe nicht zu träumen gewagt hätte. Was aber, wenn das Gemäuer nun keine Burg und auch schon gar nicht so alt ist und außerdem auch kein Anlass zur Grusel-Party besteht? Was tun, wenn der Schritt auf die Schwelle zum Bad einem jeden Morgen die Probleme des Hausbaus in Erinnerung quietscht oder diese eine Diele im Wohnzimmer beim Kaffeekranz zum hundertsten Mal Erklärung beim Besuch einfordert?

So vielfältig die Gründe für knarrende Dielen sind, so vielfältig sind die Lösungen für alle, die sich nicht länger dem Charme des Knarrens hingeben möchten – insbesondere wenn dies gehäuft im Dielenboden oder Parkett auftritt. Nachfolgend helfen wir mit der Spurensuche nach den Ursachen und zeigen nachhaltige Lösungswege zum Beseitigen des Störgeräuschs auf. Legen wir los.

Der Holzboden knarrt - Den Ursachen auf der Spur

Die Gründe dafür, dass ein Dielenboden knarrt, sind vielfältig, weshalb es hierauf keine pauschale Antwort gibt. Die Ursachen für das Knarren der Dielen sind in der Regel jedoch immer die gleichen: unerwünschte Bewegung im Holz bzw. den Dielen. Die hierbei entstehende Reibung an oder Berührung mit anderen Stellen macht sich letztlich in dem unliebsamen Geräusch bemerkbar.

Um herauszufinden, wo das Knarren der Dielen herkommt ist es hilfreich, sich vor Augen zu führen, an welchen Stellen grundsätzlich Bewegung in den Dielen entstehen kann. Kurz gesagt sind das alle Verbindungsstellen, an denen Bauteile auf- oder aneinanderstoßen und diese nicht ausreichend dicht und fest miteinander verbunden sind. Üblicherweise entsteht das Knarzen an Schnittstellen von Holz auf Holz, Holz auf Metall oder Holz auf sonstigen Untergründen. Nicht zu vergessen sind die Verbindungselemente selbst, wie bspw. Dübel, Nägel oder Schrauben. Es kann durchaus vorkommen, dass nicht die Diele selbst sich bewegt, sondern, dass die Ursache des Störgeräusches durch die Unterkonstruktion erzeugt wird, auf der die Diele absolut fest verbaut aufliegt.

Wer sich auf Spurensuche nach dem Ursprung des Knarrens macht, kann folgende Punkte prüfen, um schneller ans Ziel zu kommen:

Beschaffenheit der Dielen

Wenn ein Holzboden knarrt, kann dies ein Anzeichen für ein Problem mit der Beschaffenheit des Holzes selbst sein. Sind die Dielen bspw. beschädigt oder gerissen, kann dies zu federnden Bewegungen führen und somit das knarrende Geräusch erzeugen. Wer Risse in den Dielen entdeckt, sollte prüfen, ob der Dielenboden an dieser Stelle knarzt.

Befestigung der Dielen prüfen

Sind die Dielen intakt, sollte die Befestigung der Dielen überprüft werden. Insbesondere bei älteren Dielenböden können sich diese stellenweise gelockert oder gelöst haben, was durch  Bewegung und Kontakt mit Metall Quietschgeräusche verursachen kann. Besonders anfällig hierfür sind ältere Dielenböden, die mit der Unterkonstruktion vernagelt sind. Aber auch abgerissene Schrauben können der Grund für Bewegung in den Dielen sein. Bei verklebten Dielenböden kann die Ursache für Lockerungen in abgelösten Klebeverbindungen oder unzureichenden Klebstoffmengen liegen, die nicht für ausreichend Verbindung zum Untergrund sorgen. In allen Fällen gilt: lockere Verbindungen ermöglichen Bewegung und können unerwünschte Geräusche auslösen.

Abstände prüfen

Ist die Befestigung der Dielen nicht ursächlich, können als nächstes die sichtbaren Abstände der Bauteile im Boden überprüft werden. Liegen alle Elemente richtig auf? Gibt es Kontakt zwischen Elementen, die sich nicht berühren sollten? Fehlt Kontakt an Stellen, die für Stabilität sorgen sollten? Entscheidend: sowohl zu viel als auch zu wenig Abstand können die Ursache für das Karren der Dielen sein. Insbesondere mit dem Wechsel der Jahreszeiten kann sich durch die veränderte Luftfeuchte bspw. das Volumen der Dielen verändern, was in der warmen Jahreszeit zu Kontakt und damit Knarzen an Stellen führen kann, die im Winter völlig unauffällig sind. Andersrum kann zu viel Abstand bzw. Hohlräume unter Beanspruchung zu minimalen Bewegungen und damit Geräuschen, auch bei scheinbar festen Verbindungen, führen.

Typische Verbindungsstellen, an denen sich ein Blick auf die Abstände lohnen kann:

• Diele zu Diele
• Diele zu Rändern und Stößen (z. B. bei Türschwellen)
• Diele zu Fugen
• Diele zur Unterkonstruktion
• Diele zum Untergrund

Wer jetzt einwendet, dass der Abstand zum Untergrund nicht immer ohne weiteres eingesehen werden kann, dem sei gesagt: das stimmt. Dennoch kann die Ursache für das Geräusch auch unterhalb des Bodens verborgen liegen, weshalb es sich lohnen kann, einzelne Dielen auszubauen, um die Ursache zu finden.

Methoden zur Behebung von knarrenden Dielen

Wer die Ursache der knarrenden Dielen kennt, hat in Abhängigkeit davon unterschiedliche Möglichkeiten, diese zu beheben. Bevor wir auf diese eingehen, erinnern wir uns an den Hauptauslöser: unerwünschte Bewegung, die Reibung an Kontaktflächen und damit das Geräusch erzeugt. Alle erfolgreichen Gegenmaßnahmen zielen darauf ab, diese Bewegung zu verhindern und/oder Kontaktflächen zu beseitigen. Im folgenden gehen wir darauf ein, mit welchen Maßnahmen Sie erfolgreich sein werden und auf welche Hausmittel Sie besser verzichten sollten.

Besser nicht: Hausmittel zur Beseitigung knarrrender Böden

“Lose Dielen durch vorgebohrte Löcher mit Bauschaum unterspritzen” lautet ein Lösungsvorschlag, der sich im Hobby-Handwerker-Bereich hartnäckig hält. Der Bauschaum soll den darunter liegenden Hohlraum ausfüllen oder zur Fixierung loser Verbindungen bzw.  der Dielen dienen. Allerdings spricht einiges gegen diese “Lösung”. Bauschaum lässt sich schwer dosieren, was die Gefahr mit sich bringt, ihn an unerwünschte Stellen zu bringen oder im schlimmsten Fall die Konstruktion durch die bei der Ausdehnung entstehenden Kräfte zu beschädigen. Hinzu kommt die Tatsache, dass Bauschaum mit der Zeit brüchig werden kann, was die Verbindung wieder löst und das Problem des Knarrens erneut auftritt. Hinzu kommt, dass insbesondere bei einem natürlichen Fußbodenaufbau das Einbringen von Bauchemie die Absicht durchkreuzt, nur wohngesunde Stoffe einzusetzen. Von der Idee knarrende Dielen mit Bauschaum zu beheben, raten wir deshalb ausdrücklich ab.

Ein weiteres, gerne als effizient propagiertes Gegenmittel ist der Einsatz von Leinöl. Warmes, auf der knarzenden Stelle verteiltes Leinöl, soll wahlweise eine schmierende Wirkung haben oder aber das Holz aufquellen lassen, um Nut-Feder-Verbindungen dadurch so zu fixieren, dass die Dielen künftig Ruhe geben. Auch von dieser Idee raten wir ab. Versuche Leinöl zielgenau in Fugen zu träufeln, können im schlimmsten Fall mit Öl-Flecken auf den Dielen abgestraft werden und bringen im besten Fall nur sehr kurzfristig Linderung, da sie nur Symptome, nicht aber die Ursache bekämpfen.

Unser Fazit: Hausmittel, um knarrende Dielen zu beheben, sind am besten dort aufgehoben, wo sie empfohlen werden, eher weniger bei Ihnen zuhause.

Fachmännisch knarrende Dielen beheben: So klappt's

Wer das störende Geräusch im Boden beseitigen möchte, muss die Ursachen hierfür dauerhaft beheben, d.h. erstens Bewegung unterbinden und zweitens Kontaktstellen beseitigen – ganz egal, ob das Geräusch von einem Nagel oder einer Diele stammt.

Um dauerhaft Bewegung im Boden oder der Unterkonstruktion zu unterbinden, hilft nur die erneute oder zusätzliche Befestigung an den entsprechenden Stellen im Boden. Lose Nägel oder abgebrochene Schrauben sollten ersetzt oder in unmittelbarer Nähe ergänzt werden. Um Dielen und Bauteile langfristig stabil zu fixieren, raten wir aus Gründen der Dauerhaftigkeit ganz ausdrücklich zu Verschraubungen, anstelle von Nägeln. Insbesondere wenn Bewegung durch fehlende Auflagefläche entsteht, sollte zusätzlich zur Befestigung auch der Abstand zwischen den Bauteilen überbrückt werden. Zum Unterfüttern eignen sich Unterlag-Klötze, Kunststoff-Abstandhalter o.ä.

Um problematische Kontaktstellen zu beseitigen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder überschüssiges Material an den Bauteilen abtragen oder deren Position korrigieren. In beiden Fällen ist oft eine Demontage der Teile und eine erneute Fixierung erforderlich.

Bei beiden Maßnahmen wichtig zu erwähnen bleibt:  Holz ist ein gewachsener, natürlicher Rohstoff und nicht zu einhundert Prozent in seinem Verhalten vorhersehbar. Es kann also sein, dass sich das Knarzen durch diese Maßnahmen zwar stark besser, nicht aber gänzlich oder dauerhaft beheben lässt.  

Das letzte Mittel gegen knarzende Dielen: Neuaufbau des Bodens

Im Falle einzelner knarrender Dielen, führen die beiden genannten Methoden in der Regel zum Erfolg. In besonders gravierenden Fällen, bei denen der Dielenboden an sehr vielen Stellen knarzt, können sie allerdings an ihre Grenzen stoßen. Der Grund dafür kann in sehr vielen Ungenauigkeiten im Fußbodenaufbau begründet sein. Ein letztes Mittel, um das Knarzen ganzer Fußböden zu beseitigen, ist dessen vollständiger Rück- und entsprechend korrigierter Neuaufbau. Dies kann vor allem bei sehr alten oder beschädigten Dielenböden erforderlich sein. Da diese Methode mit sehr hohem Aufwand verbunden ist, raten wir allerdings dazu gut abzuwägen, ob sich der Aufwand wirklich lohnt oder ob das Knarzen der Dielen dem Raum vielleicht nicht doch ein wenig Charme und Besonderheit verleiht.

Knarrende Dielen - eine Zusammenfassung

Fassen wir zusammen, was die Ursachen für knarrende Dielenböden sind und welche Lösungsmöglichkeiten bestehen.

Typische Ursachen für das Knarzen der Dielen

• Unerwünschte Bewegung in den Dielen oder der (Unter)Konstruktion
• Dadurch entstehende Reibung oder Kontakt erzeugt das Störgeräusch
• Insbesondere an Schnittstellen/Befestigungsstellen der Bauteile
• Holz auf Holz, Holz auf Metall oder Holz auf sonstigen Untergründen

Hilfestellung beim Suchen

• Dielen auf Brüche oder Risse prüfen
• Befestigungspunkte auch der Unterkonstruktion prüfen
• Abstände zu anderen Bauteilen prüfen

Lösungswege

• Bewegung unterbinden durch dauerhafte Fixierung mittels Schrauben
• Ggf. Hohlräume unterfüttern
• Kontaktstellen durch Materialabtrag oder Neupositionierung von Bauteilen beseitigen
• Kompletter Neuaufbau des Bodens

Abschließend lässt sich sagen: Es gibt gute Möglichkeiten knarrenden Dielen auf den Leim zu rücken und das Geräusch zuverlässig zu reduzieren. Die Entscheidung für oder gegen knarrende Dielen hängt letztlich von jedem einzelnen sowie dem Bauvorhaben ab. Einem modernen Loft steht es weniger gut als einem rustikalen Chalet. Und deshalb sei an dieser Stelle angemerkt, dass es durchaus Bauprojekte gibt, die sich ausdrücklich ein charmantes Knarren im Dielenboden wünschen. Da moderne Fußbodenaufbauten und Befestigungsmethoden so stabil sind, dass bei korrekter Ausführung nicht mit Knarzen zu rechnen ist, wird in diesen Fällen der Bodenaufbau absichtlich so angepasst, sodass sich beim Gang durch den Raum der knarrende Charme erzeugt wird. Aber ganz egal wie Ihre Entscheidung im Umgang mit knarrenden Dielen nach diesem Artikel ausfallen mag, wir konnten dem Thema hoffentlich den Schrecken nehmen.